Saatgutbeize

Saatgutbeize

Optimierung von Handhabung und Ertrag durch Saatgutbeize und Saatgutbehandlung

Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Sektor von äußeren Einflüssen, wie Klimaänderungen und Krankheitsbefall, abhängig. Um gegen Ernteausfälle gewappnet zu sein, setzt man in der Agrarwirtschaft vermehrt auf die Saatgutbeize, auch Seed Coating genannt. Mithilfe von Saatgutbeize wird Landwirten die bestmögliche Produktivität versprochen. Zudem bietet Saatgutbeize, welche vor der Aussaat auf dem Saatgut appliziert wird, erleichterte mechanische Verarbeitung von Samen, Schutz der Saat vor Insekten und Erregern sowie verbesserte Aufkeimung und Setzlingsentwicklung. Die Nachfrage nach sogenannten Seed Coatings ist weltweit hoch, und wird es voraussichtlich auch bleiben – der Wunsch nach ertragreichem, gesundem Saatgut ist stark. Die Saatgutbeize ist als Oberbegriff zu verstehen; zur Beize gehören jene Prozesse, die das Saatgut äußerlich modifizieren und für eine ergiebige Ernte sorgen. Pillierung, Inkrustierung und Filmbeschichtung sind mögliche Saatgutbeizen.

Dieser Artikel verschafft Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Arten der Saatgutbeizung und deren Eigenschaften sowie die Bedeutung vom Beizmittelbelag für die moderne Landwirtschaft. Außerdem bildet der Artikel die größten Hersteller weltweit und deren Portfolio an Saatgutbeizen, mit Beispielprodukt ab.


3 Typen von Saatgutbehandlung und Saatgutbeizung

Der erwünschte Effekt der Saatgutbehandlung – zum Beispiel Fließfähigkeit, Pflanzenschutzmittelfixierung – bestimmt die Wahl der Saatgutbehandlung und Saatgutbeize. Die moderne Landwirtschaft sieht in der Hauptsache drei Techniken der Saatgutbeize vor: Pillierung, Inkrustierung und Filmbeschichtungen.

  1. Pillierung: Saatgut wird pilliert, wenn dieses zu klein ist, um eine maschinelle sogenannte Einzelkornaussaat ermöglichen zu können. Pillierung beschichtet das rohe Saatgut mit einer Hülle, die 5 bis 20 mal so groß ist wie der Samen. Durch diese „Pille“ sit nun Einzel- und Doppelkornaussaat möglich.
  2. Inkrustierung: Für eine bessere Säbarkeit werden unregelmäßig geformte oder sehr flache Samen inkrustiert. Die Form des Saatguts wird durch diese eher dickere Beschichtung runder und glatter.
  3. Filmbeschichtung: Verändert nicht die Form des Samens, sondern fixiert Pflanzenschutzmittel (Pestizide, Insektizide, Herbizide, Fungizide) und reduziert die Staubentwicklung bei der Verarbeitung. (Findet auch bei Nahrungsmitteln statt.)

Moderne Vorteile durch moderne Saatgutbeize

Gebeiztes Weizensaatgut

Gebeiztes Weizensaatgut sorgt dafür, dass Vögel es nicht mit Futter verwechseln.

Bereits seit Altertum hat man Saatgut behandelt, bevor es in die Erde kam, und zwar mit Asche, Lauchsaft, Glaubersalz. Später folgten hochgiftiges Arsen, und Kupfervitrollösung zur Bekämpfung von Erregerinfektionen von Kulturpflanzen. Heute sind Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Saatgutbeizen überzeugt, nicht nur der Pflanzengesundheit zu nutzen, sondern vor allem auch der Umwelt verpflichtet zu sein. Welche weiteren Vorteile Saatgutbeize mit sich bringt, wird im Folgenden verdeutlicht.

1. Schutz gegen Krankheiten und Schädlinge

Nutzpflanzen können in jedem Lebensstadium – vom Samen über Setzling bis zur ausgewachsenen Kulturpflanze – Krankheiten, Schädlingen und Plagen zum Opfer fallen. Pilzliche Erreger sind bodenbürtig. Sie verursachen unter anderem Fäule, Getreidebrand und Mehltau. Saatgutbeizen beziehungsweise inkludierte Pflanzenschutzmittel bekämpfen dies durch eine dieser beiden Methoden: systemisch wirkend oder nicht-systemisch wirkend.

  • Systemisch wirkender Schutz ist wasserlöslich. Systemische Saatgutbeizmittel schützen zunächst vom Samen und werden später von der Pflanze über die Wurzeln absorbiert und bis in die Blätter transportiert. Saugende und beißende Schädlinge nehmen den Wirkstoff dann auf und werden unschädlich gemacht.
  • Nicht-systemisch wirkender Schutz, sogenannter Kontakt-Schutz, formt eine Sperre auf der Oberfläche des keimenden Samens. Pilzliche Erreger aus dem Erdreich, die mit dem keimenden Samen in Kontakt kommen, werden zerstört.
  • Beide Arten von Schädlingsbekämpfung können je nach Krankheit oder Befall gewählt werden, wodurch weniger Chemikalien in die Erde und Pflanzen gelangen müssen. Hierdurch wird die Umwelt weniger belastet als mit traditionellem Spritzen und etwa insektizide Blattbehandlung im Frühstadium der Kulturpflanze.

2. Verbesserte Handhabung

Bei der Verarbeitung von unbehandeltem Saatgut begegnen dem Landwirt eine ganze Reihe von Problemen. In den meisten Fällen geht es dabei um mäßige Fließfähigkeit oder visuelle wie Größenfaktoren. Saatgutbeize kann hier Abhilfe schaffen, die Produktivität und (mechanische) Handhabung zu verbessern:

  • Unterscheidung von Saatgutsorten und behandelten von unbehandelten Samen durch deutliche Einfärbung
  • Staubreduzierung sorgt für für gesteigerte Fließfähigkeit bei mechanischer Verarbeitung
  • Abrasion der Saat wird gesenkt, wodurch Zeitgewinn beim Verpacken in Säcke entsteht
  • Erhöhte Akkuratesse bei der Aussaat durch verbesserte Fließfähigkeit und erhöhtes Gewicht durch die Beize

Beizen können individuell formuliert werden, um die Spezifikationen von Kunden – von der Dimensionierung des Saatguts bis Obeflächenhärte – zu erfüllen.

3. Erhöhung der Qualität vom Ernteertrag

Einheitlichkeit des Saatgutes und akkurate Aussaat münden in verbesserter Qualität der Kulturpflanze. Gleichmäßige Form, Gewicht und Größe der Saat, optimierte mechanische Handhabung und die fehlerfreie Aussaat bieten der Pflanze die besten Voraussetzungen für eine gesunde Keimung. Indes sorgen Pflanzenschutzmittel für adäquaten Schutz gegen Schaden und Verfall durch Wurzelfäule, Krankheit, Braunfäule, beißende und saugende Insekten und so weiter.

Saatgutbeizen können sowohl Chemikalien mit Schutzfunktion als auch Wachstumsanregungsmittel am Saatgut binden. Diese Additive werden bei der Aufkeimung freigegeben. So entfalten sie die höchste Überlebenswahrscheinlichkeit für die Pflanze. Natürlich führen alle besprochenen Vorteile der Saatgutbeize auch zu einer größeren Ernte, einem höheren Ertrag.


Die 3 wichtigsten Formulierungstypen der Saatgutbeize

Formulierungen von Saatgutbeizen können sehr unterschiedlich ausfallen. Die ausschlaggebenden Faktoren für den Typ der Formulierung sind Menge, Form und Art des Saatguts. Hinzu kommen die vorhandenen maschinellen Voraussetzungen und eventuelle Beschränkungen der jeweiligen Behörden. Erklärung der drei wichtigsten Typen mit einhergehenden, globalen Minus- und Pluspunkten in Kürze:

Trockenbeize (DS) ist pulverförmig. (Pluspunkt: einfache, temperaturunabhängige Anwendung. Minuspunkt: Staubentwicklung, erhöhter Abriebverlust)
Feuchtbeize (LS) ist anwendungsfertige Produkte auf Basis organischer Lösungsmittel. (Pluspunkt: keine Staubentwicklung, einfache Dosierbarkeit, gute bis sehr gute Hafteigenschaften; Minuspunkt: aggressive Auswirkung von Lösungsmittel aufs Saatgut und Dämpfe auf Anwender, nicht wasserverdünnbar)
Suspensionsbeize (FS) Flüssigbeize, bestehend aus Wasser und Schlämmbeize (WS) (Saatgutbehandlung in Form eines wasserdispergierbaren Pulvers/ Granulats.) (Pluspunkt: gut dosierbar, kein Staub während der Anwendung, kein Lösemitteldampf, wasserverdünnbar, hervorragende Haftfestigkeit, Mischung mit Fungizid/ Insektizid möglich)


Produzenten von Saatgutbeize zur Saatgutbehandlung

Zu den wichtigsten Saatgutbeize-Produzenten in und für Deutschland gehören unter anderem BASF SE, Bayer CropScience Deutschland GmbH, Syngenta sowie die Inotec Gruppe und Clariant.

Produkt SaatgutbeizeBeschreibungArt der Saatgutbehandlung
Bayer Gaucho 70 WSSchlämmbeize zur Pillierung von Rübensaatgutsystemisch wirkendes Insektizid
BASF CoronetBreitspektrum-Fungizid zum Schutz gegen samenbürtigen Pilz und bodenbürtige ErregerFungizid
Syngenta DynastyHochleistungs-Fungizid zur Eindämmung bodenbürtiger sowie samenbürtiger Krankheitensystemisch wirkendes Fungizid
BioWorks T-22 HCBeize zur Verhinderung von Pflanzenkrankheiten durch Kontrolle von Fäulnis-Erregern. Mikrobe, welche auf der Wurzel mitwächstBiologisches Fungizid